Freitag, 12.11.2021 Bürgerhaus Groß Schwülper, Vernissage,
Rückblick
Der Bildermacher Sigurd Sass zeigt seine Werke und lädt zum bewussten Sein ein
Im Moment des Schaffens mit dem Hier und Jetzt verschmelzen, sich im kreativen Flow verlieren, Mensch sein, lebendig sein, sich als Teil eines großen Ganzen fühlen. Darum geht es in dieser aufwändigen und gleichzeitig überaus kompakten Bilderschau im Bürgerhaus im Rahmen von Musik und Kunst.
Sigurd Sass und seine Lebensgefährtin Dorothee Otto haben sich der Herausforderung gestellt, in dem Fachwerkgebäude die unterschiedlichsten Bildformate so zu hängen, dass die Werke ihre volle Wirkung entfalten können.
Die Vernissage am Freitag mit rund 50 Personen und zwei Gästen vor der offenen Tür beansprucht das Fassungsvermögen des Bürgerhauses unter den gegenwärtigen Bedingungen auf das Äußerste. Die Besucher bekommen – dialogisch vorgetragen – eine Einführung durch den Künstler selbst, eine Lesung aus dem Buch „Mallorca Resonanz Mediterra“ vorgetragen von Barbara Gal mit einer gefühlvollen musikalischen Begleitung von Geza Gal geboten.
In etwas intimerer Runde werden die Themen von Sigurd Sass in der Finissage am Sonntag vertieft: Zeit und Raum für eine eingehende Betrachtung der Bilder und das Aufspüren von Resonanz und auch für Gespräche mit dem Künstler.
Bilder entspringen dem Wunsch, etwas festzuhalten. Die Besucher nehmen ihre eigenen inneren Bilder und Eindrücke von den Werken und den persönlichen Begegnungen mit Sigurd Sass mit aus dieser stimmungsvollen und in der Form einmaligen Ausstellung!
Andreas Romey
Den Namen „Sasssigurd“, weil seine Studienfreunde ihn oft Sassi nannten, hat Sigurd Saß sich zum Künstlernamen gemacht.
Sasssigurd ist Künstler im Bund Bildender Künstler Niedersachsen (speziell Braunschweig) und wohnt seit 16 Jahren zusammen mit seiner Lebensgefährtin Dorothee Otto im Ort Grassel der Samtgemeinde Papenteich.
Seine Lebensgeschichte in ein paar Sätzen zusammen zu fassen, ist nicht so leicht.
Es fängt an mit der Frage, wie kommt ein in Rio de Janeiro Geborener nach Grassel?
Es war der Krieg, der die deutschen Eltern zurück nach Berlin brachte, um in ungewissen Zeiten ihre eigenen Eltern unterstützen zu können. Die Wirren des Krieges mit Ausbombung, Evakuierung, Flucht und Wohnort-Zuweisung in Hameln, brachte die Familie schließlich nach Niedersachsen.
Dort verbrachte der jugendliche Sigurd Tage- und auch Nächte-lang mit Entdeckereifer und Tierbeobachtungen in den Wäldern des Weserberglandes. Und dort hatte er am humanistischen Gymnasium das Glück, von einem Lehrer, der ehemaliger Bauhausschüler war, ohne Rücksicht auf die Konventionen einer Kleinstadt unterrichtet zu werden.
Die Freiheit der Kunst war es schließlich, die den jungen Mann an die Kunstakademien der deutschen Nachkriegsrepublik lockte. München, Berlin und Stuttgart waren die Stationen für das Erlernen der Kunstpraxis und der Kunstgeschichte. An den Universitäten Tübingen und Kiel schloss sich dann ein Germanistik-Studium an.
„In diesen Erfahrungen“, so sagt Sigurd Saß, „liegt die Basis meiner Lebensphilosophie. Zum einen ist da die Naturverbundenheit aus den Jugendjahren, zum anderen eine handwerkliche Praxis verbunden mit einer wissenschaftlichen Neugier für das Potential unseres Geistes. Das zog mich hinaus zur Erkundung anderer Kulturen in Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland, Marokko, Niederlande, Belgien, Dänemark, London, New York und Kanada. Vor allem die mediterrane Lebensart war mir so sympathisch, dass ich für 12 Jahre ein Häuschen in der Provence als Ausgangspunkt für meine Entdeckungen und das Eintauchen in die dortige Lebensart mitsamt meiner damaligen Familie erleben durfte.
Neben den großartigen Leistungen dieser Kulturen fehlte mir jedoch eine wichtige Grundlage. Sie bestand nicht in den sichtbaren und praktischen Leistungen materieller Ergebnisse. Neben der Erkundung der äußeren Welt gab es eine weitere Dimension, die sich im Schaffen künstlerischer Arbeit, aber auch in Phasen des Zusammenlebens und in der Aufmerksamkeit für die eigene Gefühlswelt, meldete. Es gab eine Möglichkeit, seine geistigen Potentiale auf den Blick nach innen zu richten. Die Reise ging also weiter: von einer zunächst christlichen Position zu den asiatischen Erkenntnissen des Laotse und des Zen, des Zarathustra und des Buddhismus.
An dieser Stelle treffen sich meine Erfahrungen der Verbundenheit mit der Gesamtheit der Natur und der Welt mit den Erkenntnissen jener Denker, die die Antworten unserer existentiellen Fragen im Gewahrsein des Seins in uns selbst gefunden haben.
Daraus fließen die Impulse zu meinen Bildern und Erzählungen. Sie passieren zentral und doch nebenbei in meinem Leben. Sie sind eher unwichtig und doch der Ausdruck für den Sinn meines Lebens. Nicht mehr und nicht weniger.“
Zwei Aspekte seines Werks wird Sasssigurd in Schwülper vorstellen:
- Bilder, die von seinem Metier „Kunstwissenschaft“ inspiriert sind (z.B. Rubens und den Selbstbildnissen des alternden Rembrandt)
- Bilder zu seiner Vorliebe „Mediterra – Mallorca“, zu der auch ein gleichnamiges Buch mit seinen Bildern und Erzählungen erschienen ist.